Unser nächster Besuch führte uns zu den Frauen-Hilfsprojekten in der Bergregion Sakti. Drei verschiedene Frauen-Selbsthilfe-Gruppen sind hier, vorwiegend in der langen Wintersaison von Oktober bis Mai, aktiv mit Alphabetisierung und handwerklicher/beruflicher Bildung, sozusagen‚ vom Schaf‘ bis zum fertigen Kleidungsstück und dessen durchdachter Vermarktung beschäftigt. Nach Training im Bau erforderlicher Geräte, Unterricht im Spinnen, Weben, und Färben in zeitgemäßer Qualität, steht nun Schulung im Verarbeiten des erzeugten textilen Materials (Entwurf/Nähen/Stricken) zu vermarktungsfähiger traditioneller und neuzeitiger Kleidung an.
Stolz berichteten die Frauen auch von einer unerwarteten Einnahmequelle aus ihrer neuen Qualifikation: Frauen aus dem Umland bringen Ihnen Wolle und Selbstgewebtes zum Färben, das sie inzwischen professioneller beherrschen.
Obwohl in Handarbeit erzeugt, müssen die erzeugten Produkte bei einer angemessene Preiskalkulation zumindest annähernd konkurrieren können mit vielem, was als Billigware meist chinesischer Produktion auf dem Markt angeboten wird. Wichtig ist deshalb, das Augenmerk auch auf einen effizienten Zeitaufwand für die einzelnen Produktionsabschnitte zu richten. Dies berücksichtigend finanzierte der Verein in einer 2. Phase noch einmal den Ankauf von mehreren solar basierten Geräten zum Klären des Rohmaterials (wool-pre-spinning machines), sowie einige weitere mechanische Spinnräder für das Frauen-Selbsthilfe-Zentrum in Phyang, das wir im späteren Verlauf des Aufenthaltes besuchten.
Nach wie vor arbeiten viele Frauen aus der Gruppe des Dorfes Phyang noch in einem örtlichen Gewächshaus, das während der frostfreien Zeit leersteht –klimatisch allerdings während der Sommermonate eine Herausforderung ist. Alternative Räumlichkeiten konnten in einem lokalen Neubau zur Unterbringung von Schülerinnen/Studentinnen aus dem nahen Leh zu sehr moderaten Kosten angemietet werden. Die Arbeits- und Ausbildungsräumlichkeiten sollen nach und nach im Erdgeschoss eingerichtet werden, das Schülerinnen-/Studentinnen-Wohnheim im Obergeschoss. Hier verspricht man sich auch belebenden und befruchtenden Austausch zwischen den lernenden und produzierenden Frauen jeden Alters.
Das Training in verarbeitenden Techniken (Wollezubereitung/Spinnen/Weben/Färben/ Entwurf/Nähen), zu dem einzelne Frauen aus den lokalen Gruppen im Frühjahr in ein Trainingszentrum außerhalb Ladakhs geschickt wurden, zeigte gute Ergebnisse bei der Weitergabe der Fertigkeiten innerhalb der jeweiligen regionalen Gruppen. Viele Herausforderungen, wie Heizmöglichkeit und Beschaffung von Ersatzteilen im Winter, wenn die Temperaturen auf -20 Grad sinken und Ladakh über Land nicht erreichbar ist, wollen noch bewältigt werden.