Bericht zur Projektebetreuung 2017

Die diesjährige Betreuung der Projekte vor Ort in Ladakh wurde durchgeführt vom 26.07. bis 17.08. durch Hannelore Pichlbauer.

Die Reise startete mit Warten auf den Flug, da der verspätet aus Delhi angekommene Flieger noch nicht bereit zum Rückflug nach Delhi war. Bei strahlendem Sommerwetter wurden wir am nächsten Tag in Leh, der
ladakhischen Hauptstadt, von unserem Projektpartner Mr. Norboo abgeholt und bezogen Quartier im SerDung Gästehaus, das er zusammen mit seiner Frau Dolma führt.

Kurz vor Abflug nach Ladakh hatte man uns informiert, dass wegen Verschiebung des Besuchs des Dalai Lama in Ladakh auch die Sommerferien an allen Schulen entsprechend verschoben wurden, damit Eltern und Kinder die mehrtägigen Teachings und andere Veranstaltungen des Dalai Lama besuchen können. Unvorteilhafterweise traf die Ferien-Verschiebung (mit Schließung aller Schulen !) genau auf die seit März festgelegte und gebuchte Zeit der Projektebetreuung. So war von Beginn an klar: NICHTS! wird laufen wie geplant und langjährig vertraut.

KUNFAN-School

Entgegen allen Empfehlungen zur aktionsarmen Akklimatisierung (zur Vermeidung der Höhenkrankheit) während der ersten zwei Tage nach Ankunft, nahm ich deshalb den Besuch der unterstützten KUNFAN-School in Skalzangling-Leh noch an unserem Ankunftstag, deren letztem Schultag, wahr. Mit Freude auf beiden Seiten zeigt man uns zunächst die mit Hilfe einiger unserer Spender renovierte Schulküche.

Sie wurde auf eine Weise installiert, die auch die Mitnahme in den geplanten Schul-Neubau erlaubt. Leider lässt ein individueller, (in dritter Instanz) gerichtlich betriebener Grundstücks-Anspruch an einem kleinen Teil des neuen Schulgeländes den Weiterbau der neuen KUNFAN-School immer noch stocken. Da das gesamte Grundstück nur eine Parzellen-Nummer hat, darf laut Behörden auch auf dem unstrittigen Teil des Geländes nicht weitergebaut werden. Mit den Lehrern und der Schulleitung diskutierten wir die für Schüler, Lehrer, die Schulorganisatoren und auch hiesige Unterstützer unerfreuliche Situation des Hoffens und Wartens auf einen endgültigen gerichtlichen Entscheid zu Gunsten der Neubau-Initiative.

Am letzten Schultag vor den kurzen Sommerferien (2 Wochen) waren alle patenschaftlich unterstützten Kinder dabei, ihren Paten Briefe zu schreiben, die wir mit neun Fotos nach Rückkehr gern versenden werden. Dass uns zum Jahreswechsel 2016/2017 keine Kinderbriefe zur Weiterleitung an die Paten zukamen, bat die Schulleiterin zu entschuldigen.

Lehrreden des Dalai Lama

Ein kurzer Besuch der mehrtägigen Lehrreden des Dalai Lama zu ethischen, spirituellen und alltäglichen Gegebenheiten vor mehr als 40.000 Besuchern unter freiem Himmel gab einen Eindruck von dem Wissensdurst der immer noch überwiegend analphabetischen ladakhischen Bevölkerung und der Wertschätzung, die ihm entgegengebracht wird.

Besuch bei Frauen-Selbsthilfegruppen

Als nächstes besuchte ich die Frauen-Selbsthilfegruppen in den Bergen der Region Sakti. Erstmals war eine der unterstützten Frauengruppen eingeladen, sich an Rezitationen während der öffentlichen Veranstaltungen des Dalai Lama zu beteiligen - konnten sie doch jetzt die entsprechenden zeremoniellen Texte lesen und singend vortragen. Eine kaum beschreibbare Wertschätzung kam ihnen damit für ihre Pionierleistung zu.

Unübersehbar beim jährlichen Besuch der Frauengruppen sind das zunehmende Selbstvertrauen der Frauen und die Freude über die neu gewonnenen Lebensräume durch die Fähigkeit zu lesen, zu schreiben und durch handwerkliche Qualifikation und Produktion zum Unterhalt der Familie beitragen zu können.

Die fein gewebten und sauber gefärbten Wollstoffe der 'wool work – Gruppe' finden inzwischen wertschätzende Abnahme bei lokalen Schneidern zu Herstellung traditioneller, ladakhischer Alltags und Festkleidung. Weitere Unterstützung werden wir geben zum eigenen Erlernen von Entwurf und Fertigung.

In den Bergen von Phyang, westlich der Hauptstadt Leh, schlossen sich mehrere Frauen-Selbsthilfegruppen der Region zusammen für gegenseitige Unterstützung und um ihren Anliegen der Weiterbildung 'mehr Gewicht' zu geben. Vertreterinnen verschiedener Gruppen traf ich zu Austausch und Diskussion zusammen mit unserem Projektpartner Mr. Norboo in der Dorfhalle in Phyang. Ein kleines Zentrum, in dem einzelne, mit Unterstützung weitergebildete Frauen ihre neuen Fähigkeiten weitergeben an weitere Gruppen, ist ein angestrebtes Ziel.

Besuch in der Region Zanskar

Aufgrund der Ferien an den Schulen während der andauernden Veranstaltungen im Zusammenhang mit der Anwesenheit des Dalai Lama erneuerten unsere Projektpartner den seit vielen Jahren gemachten Vorschlag, für einige Tage die wohl ärmste und am schwersten zugängliche Region Zanskar zu besuchen. 'Wer nie in Zanskar war, kennt Ladakh nicht wirklich' haben wir oft gesagt bekommen. Viele Kinder verlassen für lange Zeit ihre Dörfer für Ausbildung in Heimschulen in der Nähe der Hauptstadt Leh. Vielen von uns ist ein Film wohlbekannt, in dem Schulkinder nur über den zugefrorenen Fluss in mehrtägigem Trekk das Tal zum Schulbesuch verlassen können.

Nicht nur zahlreiche Patenschaften verbinden uns mit Kindern dieser Region, mehrere der in den Anfängen des Vereins unterstützten Kinder gingen zurück in diese Heimatregion nach ihrer Ausbildung und arbeiten dort als Lehrer.

Bestens ausgestattet für eine über weite Strecken menschenleere und fast infrastrukturlose Hochregion trat eine kleine Gruppe von Besuchern und Mitgliedern des Schulkomitees der LOTSAVASchool eine ebenso beschwerliche wie faszinierende Fahrt an. Über Bodhkharbu, wo eine Patenkindfamilie uns Quartier für die Nacht anbietet, Kargil und Rangdum fahren wir tief nach Zanskar hinein.

Steinige 'Straßen', werden vorübergehend zu Flüssen und lange Strecken lassen nur Herden und Gebetsfahnen die Existenz von Menschen ahnen. 'Sterbende' Gletscher und faszinierende Kultur in alten, steil am Berghang 'klebenden' Klöstern verbinden Jahrhunderte im Erleben eines Tages. In Padum, der kleinen Bezirkshauptstadt gelingt es uns, eine junge Lehrerin zu treffen, die ihre Ausbildung dank einer Patenschaftschaft vor einigen Jahren abschließen konnte. Ihr kleiner Sohn stärkt ihre hohe Motivation, Bildung für Kinder auch in ihrer Heimatregion Zanskar zu ermöglichen und lässt sie mit guter Qualifikation heute dort in einer kleinen, staatlichen Schule arbeiten.

Neben der Verlassenheit der Menschen in den abgelegenen Tälern und Höhen spürt man in Padum sehr intensiv und pulsierend den Wandel zur 'Neuzeit'. Mobiles Telefonieren und Internet sind hier ein reales 'Tor zur Welt' – das in 8 Monaten harschen Winters noch ungleich fester verschlossen ist, als zur Zeit unseres Besuches im Sommer.

Auf der langen Rückfahrt – nur ein einziger befahrbarer Weg (man kann es beim besten Willen für lange Strecken nicht 'Straße' nennen) führt derzeit noch in die Region Zanskar – waren die Mitglieder des Schulkomitees ausgerüstet auch mit Obst und Gemüse, dass sie verteilten, wo immer wir auf Menschen stießen, die wir weitab jeder Zivilisation und Infrastruktur in den Bergen trafen. Ein schönes Zeichen der traditionell von Achtsamkeit und gegenseitiger Verantwortung geprägten Kultur in Ladakh.

Mit viel Freude gaben uns diese Menschen freigiebig vom einzigen, was sie gerade hatten: heißen Milchtee, frisches Yoghourt. Ein kleines Buch könnte man füllen mit beeindruckenden Bildern und bewegenden Begegnungen von unserer kleinen Fahrt durch diese wohl ursprünglichste Region Ladakhs. Mein Blick auf die Kinder aus Zanskar an den durch uns unterstützten Schulen wird ein anderer sein als bisher. Dabei bin ich mir sehr bewusst, dass wir das Land nur zur menschenfreundlichsten Saison erlebten und nur so weit, wie befahrbare Wege reichten.

LOTSAVA-School

Nächste Station auf dem Rückweg ist die LOTSAVA-School in Tingmosgam. Um trotz Ferien die Projektbetreuung bestmöglich zu gewährleisten, haben die Mitglieder des Schulkomitees die Ferien für zwei Tage ausgesetzt und mit Lehrern, Kindern und Eltern einen Begegnungstag organisiert. Dieser begann mit der Einweihungszeremonie einer neu erbauten Stupa zu Ehren und in Erinnerung an Dr. Leonhard Braun, den Gründer und bis 2014 Vorsitzenden von KINDER des HIMALAYA e.V. - weithin sichtbar auf einer Anhöhe zwischen den Tälern Tingmosgam und Tia. Für sein Engagement und Wirken eine Geste der Wertschätzung, wie sie höher kaum ausgedrückt werden kann. Die auf Säulen gebaute Stupa ist zudem ein Ort der Begegnung und des Verweilens. ". . . to become also a place of joy, of harmony, of love and understanding. That's what Leonhard would have liked most", wie in einer der Reden gesagt wurde.

Nach der zeremoniellen Einweihung durch einen Lama wurde ein Band durchschnitten, die Gedenktafel durch den Vorsitzenden des Schulkomitees und Hannelore Pichlbauer enthüllt und begleitet von Gesang legten die Kinder Blumen und 'Kathaks' nieder, einen weißen Schal der Ehrerbietung, bedruckt mit 8 tibetischen Glückssymbolen. Ein überaus bewegende Zeremonie auch für Chiara und Mathis Braun, die als Nichte und Neffe des Verstorbenen teilnahmen. In der nahen Schule wurde die Veranstaltung mit Ausführungen der Schulleiterin, Aufführungen der Kinder, gemeinsamem Essen und anschließendem Austausch mit Eltern, Lehrern und Kindern fortgesetzt.

Der fast komplette Ausfall des Internet-Zugangs in Ladakh ab Winter 2016 bis in den Frühsommer 2017, machte in den nächsten Tagen die sorgfältige Aktualisierung aller Patenschaften, insbesondere Klärung der Ausbildungs-Fortsetzung nach Abschluss der 8. Klasse in der LOTSAVA-School oder der 12. Klasse an der Secondary –Highschool in Tingmosgam, erforderlich. Nicht einfach in Anbetracht der Feriensituation, aber Dank engagierter Unterstützung von Schulverwaltung und Lehrern mit erfolgreichem Ergebnis. Mr. Mourp, der Verwaltungsleiter der Schule, bat ausdrücklich darum, allen Paten den besonderen Dank der Schulleitung für die so zuverlässige und kontinuierliche Unterstützung der Kinder bedürftiger Familien auszudrücken. Nur dies ermöglicht der Schule, ihrem Anliegen der Bildung gerade auch für solche Kinder nachzukommen.

Lamdon-JAMYANG-School

Als Mitglied ebenfalls im Schulkomitee der Lamdon- JAMYANG-School im ca. 25 km entfernten Dorf Khaltse, hatte Mr. Morup auch dort die Schulleitung, Lehrer, Eltern und Kinder zu einem 'Schultag' inmitten der Ferien zusammengeholt für unseren nächsten Besuch.

Auch mit der JAMYANG-School konnte durch den lange nicht auffind- und behebbaren Schaden in der Internet- und Telefon- Verbindung, für viele Monate in 2017 nur schwerlich kommuniziert werden. Ein Mitglied des Schul-Komitees stellt künftig seinen Büroanschluss in der Hauptstadt Leh für derartige Notfälle zur Verfügung und übernimmt entsprechende Weiterleitung von Informationen zwischen der Schule und unserem Verein. Ca. 150 Kinder von der Vorschule bis zu 6. Klasse gehen in diese Schule.

Mit Freude sahen wir, dass die unterstützte Fertigstellung der neuen Klassenräume weitgehend abgeschlossen war, ebenso eine gute, kindgerechte Ausstattung der meisten Räume. Neben der Unterstützung für Bau und Ausstattung half die Übernahme von ca. 20 Kindern ärmster Familien in das Patenschaftsprogramm der Schule in existenzbedrohender, finanzieller Situation. Für ca. die Hälfte der Kinder konnten wir bereits individuelle Paten finden, die anderen werden, soweit möglich, durch nicht zweckgebundene Spenden unterstützt. Auch hier drückten Eltern und Schulleitung ihren innigen Dank aus für die Unterstützung.

Den Schulkomitees der LOTSAVA-School in Tingmosgam und der JAMYANG-School in Khaltse, sowie Eltern und Kindern dankten wir für die Organisation und dass sie es ermöglichten, an einem Tag während der Ferien für unsere Projektbetreuung in die Schule(n) zu kommen.

LAMDON-School

An der LAMDON-School in Leh, die nicht nur stadtnahe SchülerInnen unterrichtet, sondern über 2000 Kinder aus allen Regionen Ladakhs, war dies während der Ferien nicht möglich. Hier fand nach Rückkehr gegen Ende unseres Aufenthaltes ein Treffen mit dem Schulleiter und der Verwaltung zum Austausch und zur Klärung von anstehenden Fragen statt. Anwesend waren auch fast alle der 25 unterstützten Patenkinder.

Vorgefahren war bei Ankunft auch der neue Schoolbus, der Dank großzügiger Spende(n) in 2017 finanziert werden konnte. Eine Direktive der Regierung von Ende 2016, dass Schulen künftig die Kinder nur noch mit schuleigenen Bussen und nicht mehr durch Beauftragung privater Busunternehmen transportieren dürfen, hatte die LAMDON-School (mit 3 eigenen und 3 'fremden' Bussen) in eine kurzfristig kaum zu lösende, schwierige Situation gebracht.

Er könne gar nicht ausdrücken, was für ein Segen für Schule und Schüler diese großzügige und schnelle Hilfe war und wie dankbar er den Spendern dafür ist, sagte uns der Principal Mr. Eshey Tundup beim Abschied. Seit mehr als 20 Jahre ist er ein überaus engagierter Leiter dieser Schule, die den Absolventen der kleinen Bergdorfschulen die Möglichkeit eröffnet, innerhalb Ladakhs die Ausbildung von der 9. bis 12. Klasse fortzusetzen.

Erfolgreiche Durchführung der Projekte-Betreuung

Dank des großen organisatorischen Einsatzes unserer Projektpartner und des Entgegenkommens von Lehrern, Eltern und Schülern der verschiedenen Schulen, trotz der auf unseren Besuchs-Zeitraum verschobenen Schulferien für unseren Besuch in der Schule zusammen zu kommen, waren alle Möglichkeiten für eine erfolgreiche Durchführung der Projekte-Betreuung gegeben.

Dank auch an Chiara und Mathis Braun, die neben dem Besuch ihrer Patenkindfamilie immer wieder dort die Projektbetreuung unterstützten, wo bei Anlässen mehrere Funktionen gleichzeitig erforderlich oder wünschenswert waren.

Einschließlich der Leiter des 'DENTAL-HEALTH-Project' waren von Mai bis Oktober 2017 fünf zahnärztliche Einsatzteams zu Vorsorge, Prophylaxe und Behandlung in Ladakh und trugen Sorge für die Verbesserung der zahnärztlichen Gesundheit von Kindern, Schulpersonal, Eltern und Dorfbewohnern. Besonderen Dank sprachen die Projektpartner aus an alle Teams für die überaus engagierten Einsätze. Der Besuch der JOYBELLS-School wird in 2017 in Zusammenhang mit der Einrichtung des DENTAL-HEALTHProgramms auch für diese Schule, separat voraussichtlich im November erfolgen.