Bericht zur Projektbetreuung 2022

Nach dem letzmöglichem Aufenthalt in Ladakh in 2019 und fast 2-jähriger Schulschließung in 2020 und 2021, begegnete uns in 2022 viel Neues - erfreuliches, überraschendes, aber auch trauriges und bedenkenswertes im Rückblick auf eine außergewöhnlicheSituation.

Die Entscheidung, in 2022 wieder zur Projektebetreuung nach Ladakh zu reisen, war in Anbetracht der immer noch vorhandenen, gesundheitlichen Risiken, zunächst mit einigem Zögern verbunden.

Viele Unklarheiten bezüglich des Ausbildungsstands unterstützter Kinder ließen dies nach der fast zweijährigen Schließung der Schulen unbedingt ratsam erscheinen - ebenso wie personelle Neustrukturierungen in den Projekten während der Pandemie-Jahre.

2 Jahre Pandemie forderten aber nicht nur von unseren ladakhischen Projektpartnern Wiedereinrichtung oder Neu-Strukturierung von zuvor erfolgreich Funktionierendem - auch von uns verlangten Einrichtungen und Materialien wie die des DENTAL-HELATH-Project vor Wiederaufnahme der zahnärztlichen Hilfseinsätze eine gründliche technische Überprüfung, ggfs. Ersatzteilbeschaffung/Reparatur und Neuausstattung mit vielen Verbrauchsmaterialien. Hierfür hatten bereits am 08.08. Dres. Leonie Moll-Knupfer und Wolfgang Knupfer, Leiter und Organisatoren der zahnärztlichen Hilfseinsätze, die Reise nach Ladakh angetreten, am 10.08. flog die Vorsitzende Hannelore Pichlbauer zur Projektebetreuung nach Ladakh.

Wie alljährlich, war der erste Aufenthaltsort das Serdung-Gästehaus unseres Projektpartners Mr. Norboo und seiner Frau Dolma in Leh.

Hier, wie auch später an anderen Orten unserer Tätigkeit war man spürbar dabei, nach 2 Jahren unterbrochener oder eingeschränkter Aktivitäten sich wie gehabt oder ganz neu einzurichten für den funktionierenden Erwerbsalltag.

  • Eine nur eintägige Präsentation von Arbeitsgruppen des wissenschaftlichen Zweiges der Oberstufen-Schüler der unterstützten LAMDON-School in Leh zum Thema Umweltschutz und globale Erwärmung,
  • ein dringlicher Hilferuf einer patenschaftlich unterstützten Absolventin für die Fortsetzung der Ausbildung,
  • sowie die Einladung zu eintägigen Präsentationen verschiedener Bildungsinstitute an der neuen `LADAKH UNIVERSITY‘,

ließen mich am Tag nach Ankunft wider besseres Wissen die so sehr gebotenen 2 Ruhetage zur Höhenanpassung vernachlässigen. Letztlich keine gute Entscheidung, die die Arbeitsenergie der ersten Aufenthaltswoche ungut beeinträchtigte.

Überaus interessant waren trotz alldem die Ideen und Modelle, die die SchülerInnen der LAMDON-School zu Nachhaltigkeit im Umgang mit Ressourcen, Umweltschutz und ladakhspezifischen Zukunftsideen präsentierten. Mit viel Bedauern hatte man sich in diesem Jahr noch gegen die Einladung der Öffentlichkeit zur Präsentation in der Schule entschieden.

Die UNIVERSITY of LADAKH in Taroo nahe der Hauptstadt Leh wurde 2019 gegründet und nahm (sehr eingeschränkt) in 2020 den Lehrbetrieb für Ausbildung und Forschung mit 10 Bachelor und Master-Studiengängen, sowie 7 Promotions-Studiengängen in 2021 auf.
Im Freien waren zum ersten Mal zahlreiche Lehrinstitute der Region zu Kennenlernen und Information im Rahmen des ‚Youth Festival‘ mit Verköstigung und Darbietungen eingeladen.

Das folgende, eigentlich schulfreie Wochenende, war überall geprägt vom letzten Üben für Aufführungen anlässlich zahlreicher Wettbewerbe unter den Schulen zum alljährlich groß zelebrierten
‚INDEPENDANCE DAY‘ am 15. August.

Frauen-Selbsthilfe-Gruppe in Saspochey

Zeit, eine der unterstützten FRAUEN-SELBSTHILFE-GRUPPEN (Women’s-SHG) in Saspochey zu besuchen. In einem zunehmend eng gewordenen, angemieteten Raum treffen sich die Frauen der Region zur Wolle-Aufbereitung, Verarbeitung und zum Weben.Ein nicht mehr genutztes Gewächshaus im Dorf soll als künftige Werkstatt erstanden und renoviert werden für die gemeinsame Ausbildung und Produktion.

DENTAL-HEALTH-Project

Anfangs der folgenden Woche ergab sich die Gelegenheit des Zusammentreffens mit den schon zuvor angereisten Leitern unseres DENTAL-HEALTH-Project, Dr. Leonie Moll-Knupfer und Dr. Wolfgang Knupfer zur Durchsprache bisheriger Inspektionen, resultierender Notwendigkeiten und Planungen für die Wiederaufnahme der Hilfseinsätze in 2023. Auf ihre Einladung hin fand im Serdung-Gästehaus ein Treffen und Austausch mit allen im eigenen Freundes- und Kollegenkreis vermittelten Patenkindern aus der nahegelegenen LAMDON-School statt.

Auch ein Treffen mit Vorstandsmitgliedern der in Zanskar seit vielen Jahren ein Schulzentrum unterstützenden R.+M.-Athenstaedt-Stiftung konnte kurz vor deren Abreise noch wahrgenommen werden. Hierbei interessierte uns besonders der Erfahrungs-Austausch im Zusammenhang mit der Organisation berufsorientierter Ausbildung an dieser Schule, wie sie auch im Konzept der durch uns unterstützten, neuen KUNFAN-School geplant ist.

Beim Treffen und Austausch hierzu, verbunden mit Besuch der gerade in den Neubau umgezogenen KUNFAN-School, ergab sich allerdings, dass das berufsorientierte Konzept an der SECPAD-School in Zanskar sich ausschließlich auf Schulabgänger bezieht und nicht, wie von den KUNFAN-Schulorganisatoren geplant, bereits in höhere Klassen der Haupt- und Mittelschule einbezogen wird.

Das eigentliche Anliegen von Dr. K. Schuback und A. Götte war jedoch die Kontaktaufnahme mit dem Leiter der augenärztlichen Praxis des von uns zahnärztlich unterstützten Ärztehauses LI & VKV.
Ein Kontakt, der durch uns vermittelt wurde zur Unterstützung eines geplanten Seh-Gesundheit-Projektes der Athenstaedt-Stiftung in Zanskar.Hierzu fand am Folgetag ein Treffen mit zahlreichen Mitgliedern des Ärztehaus-Komitees statt, zu dem auch unser Projektpartner Mr. Norboo gehört.

Im Beisein von ebenfalls Dres. Leonie und Wolfgang Knupfer, den Leitern unseres DENTAL-HEALTH-Project, konnten zeitgleich verschiedene Fragen zum Umzug der zahnärztlichen Praxiseinrichtung und Neubau des Ärztehauses LI & VKV, sowie zur Wiederaufnahme der Hilfseinsätze in 2023 geklärt werden.
Provisorische Einrichtung der Praxisräume (bis zum Abschluss des Neubaus) wurde zugesagt, ebenso die Funktionsfähigkeit aller Einrichtungen für Wiederaufnahme der Hilfseinsätze in 2023.

Für die zahnärztliche Assistentin unseres DENTAL-HEALTH-Project wird für die behandlungsfreie Zeit bis 2023 seitens KdH ein Aktionsplan erstellt für Prophylaxe- und Schulungseinsätze zur Zahngesundheit  an der LOTSAVA-School in Tingmosgam sowie der KUNFAN-School in Leh. Eine Kopie des Plans geht informativ an das Ärztehaus LI & VKV. Die Entlohnung hierfür wird nach Reduktion während der Corona-Schließungen ab Juli 2022 in vorherigem Umfang wieder aufgenommen.  Auch anfallende Sach- und Fahrtkosten werden auf Nachweis durch KdH übernommen.

LOTSAVA-School in Tingmosgam

Am 19.08. Aufbruch zum Besuch der LOTSAVA-School in dem Bergdorf Tingmosgam - zusammen mit Dres. Leonie und Wolfgang Knupfer, die den Transport einer zu überholenden, mobilen Behandlungs-einheit vom weit entfernten Sakti dorthin organisierten.

Nach Begrüßung durch die Schulorganisatoren, LehrerInnen und das sonstige Personal von Schule und Wohnheim trafen wir nach Ankunft dort auch Dres. Elfi und Hans Ortinau, die (nach letzter Behandlungsmöglichkeit in 2019) Anfang August zur zahnärztlichen Bestandsaufnahme und Behandlung ausschließlich der Kinder der LOTSAVA-School zu einem 4-wöchigen Einsatz angereist waren. Ihre mehrjährige Einsatzerfahrung ließ sie das Risiko in Kauf nehmen, zur Funktionsfähigkeit der Behandlungseinheit beitragen zu müssen, die vor dem pandemiebedingtem Neustart des DENTAL-HEALTH-Programms des Vereins in 2023 nicht gewährleistet war.

Schon vorab können wir sagen, ihr Einsatz mit dem Ziel, neben Notfall-Behandlungen alle ‚Kindermünder‘ vor Abreise in einen funktionstüchtig-zahngesunden Zustand zu bringen, war ein ‚gigantischer‘ Einsatz, weit über übliche, tägliche Arbeitszeiten hinaus. Ihren eigenen, kurzen Bericht über Vorgefundenes, Notwendiges und Schönes - vielleicht auch Bedenkens- oder Ändernswertes -  aus ihrem Aufenthalt mit Hilfseinsatz fügen wir dem Abschluss unseres Tätigkeitsberichtes an der LOTSAVA-School an.

Bei gemeinsamem Abendessen wurden vor allem die Erfahrungen und Aktivitäten an der Schule während der zwei zurückliegenden, von der Pandemie bestimmten Jahre ausgetauscht. Die Konsolidierung der finanziellen Situation der Schule sowie Gedanken um die organisatorische  Weitergabe des Schul-Managements an die nächste Generation waren weitere Themenschwerpunkte.

Das Treffen fand vor Ort im NAMRA-Hotel statt, wo wir und die Einsatzteams - zur Unterstützung der Schule und als Zeichen der Wertschätzung unserer Einsätze -  alljährlich zu überaus entgegenkommenden Konditionen Quartier erhalten.

Eine sehr besondere Situation in diesem Jahr nach dem (für uns) überraschenden Ableben des Senior Chefs Mr. Stobdan. Mit Betroffenheit, Trauer und Mitgefühl für die Namra-Familie erfuhren wir von seinem Tod zu Beginn des Jahres. Als aktives Mitglied des Schulkomitees und großzügiger Unterstützer von Anbeginn der Schulgründung war er ‚eine Säule‘ für die Schule und alle ‚Mitstreiter‘ zu Gunsten qualitätsvoller Bildungsmöglichkeit für die Kinder der Region.  Ein schmerzlicher Verlust über alle persönliche Verbundenheit hinaus auch hier.

Viele von uns schätzten ihn ob seiner Warmherzigkeit, tiefen Spiritualität, großzügigen Fürsorge wo er Not wahrnahm und seines sozialen Engagements. Viele von uns durften ihn so erleben und werden ihn in liebevoller Erinnerung behalten. Ihm zu Ehren und zum ‚Geleit‘ auf neuem Weg wurden im Eingangsbereich zum Hotel eine kleine Stupa und eine ‚lebensgroße‘ Gebetsmühle errichtet, bei der wir oft Menschen des Dorfes vorbeikommen und verweilen sahen. Das Hotel, nun in Verantwortung seines Sohnes Phuntsog und seines Enkels Namgyal, war uns auch beim diesjährigen Aufenthalt unverändert komfor-table und fürsorgliche Unterkunft zur Unterstützung unseres Engagements.

Am folgenden Tag fand ein Treffen mit unserem Projektpartner und Verwaltungsleiter der Schule, Mr. Morup, Schulkomitee-Mitgliedern, dem neuen Principal der Schule, Mr. Sonam Tenzin und den Lehrern statt.
Wir hörten von dem überaus großen Einsatz aller, während der Schulschließungszeiten 2020 und 2021 den Kindern durch Fahrten in die Dörfer und Treffen mit kleinen Schülergruppen im Freien trotz allen Beschränkungen einigermaßen regelmäßig Unterricht und Betreuung zukommen zu lassen sowie Prüfungsabnahmen durchzuführen.

Im Gegensatz hierzu stand die Diskussion über die äußerst begrenzte finanzielle Situation der Schule, die im Vergleich mit staatlichen Schulen die Zahlung nur ca. die Hälfte der dort üblichen Lehrergehälter erlaubt.  (Das monatlich Gehalt von Betreuungspersonal in Schulwohnheim und Vorschule bis zum Fachlehrer der Oberstufe bewegt sich zwischen ca. 70 und 170 €.) Um die engagierten LehrerInnen trotzdem an der Schule zu halten, bat man uns, für LehrerInnen mit mehreren Kindern in der LOTSAVA-School für eines von ihnen eine unterstützende Patenschaft für den Schulbesuch einzurichten. Wir versprachen, uns dafür einzusetzen und diskutierten weitere Lösungsmöglichkeiten.

Die Erhöhung der Schülerzahl pro Lehrer/Klasse auf ca. 20 wäre ein anstrebenswertes Ziel. Möglichkeiten, die Attraktion der Schule durch eine zeitgemäße, kindgerechte Lehr- und Beziehungsstruktur und entsprechende Schulung der LehrerInnen hierfür zu erhöhen, wurde ausgiebig diskutiert. Auch Unterstützung zu Organisation und Einsatz von Lern-Spiel-Mitteln vor allem in Vorschule und den unteren Klassen wurde angesprochen.

Eine Erhöhung des Schulgeldes und des damit zwangs-läufig steigendem Patenschaftsbedarfs versuche man im Sinne der angestrebten, zunehmenden Selbstständigkeit der Schule und Förderung der Eigenverantwortlichkeit der Eltern ausdrücklich zu vermeiden. Eine zweite, nicht-staatliche Hauptschule vor Ort, die allen SchülerInnen, unabhängig von der familiären Situation, Patenschaften zur Übernahme der Schulkosten zusagt, ist für die LOTSAVA-School Teil des Problems.

Im Anschluss an das Meeting diskutierten wir im kleinen Kreis der Schulverwaltung die Möglichkeit, den Lehrern mit Hilfe des Vereins für ihren außerordentlichen Einsatz während der Corona-Zeit einen mehr symbolischen, kleinen finanziellen Bonus zukommen zu lassen.

Familienbesuche von Patenkindern

In den folgenden Tagen standen einige Familienbesuche von Patenkindern auf dem Programm, die neu aufgenommen worden waren, werden sollten oder für die aus verschiedenen Gründen Klärungsbedarf für eine bereits laufende Patenschaft bestand.

Darunter auch Eltern, die die begonnene Weiterbildung der Tochter nicht mehr aufbringen konnten und eine junge Familie mit zwei Kleinkindern, die kürzlich den Vater und damit ihre Lebensgrundlage durch einen Unfall verlor. Auch der Schulleiter der örtlichen Higher-Secondary-School (Kl. 11+12) sprach bei der LOTSAVA-School vor, um für eine brilliante Schülerin der Abiturklasse um Unterstützung durch unseren Verein für ihre weitere Ausbildung zu bitten, da die analphabetischen Eltern ohne konstantes Einkommen dazu nicht in der Lage seien.

Bei einem spontanen Besuch der Familie, als uns andere Besuche in die Nähe führten, trafen wir die Eltern leider nicht an, da sie sich zur Feldarbeit außerhalb aufhielten.

Transfer der Patenschafts- und Spendengelder

Dringliches Besprechungsthema war im fortschreitenden Aufenthalt auch der Transfer der alljährlichen Patenschafts- und Spendengelder. Wie weltweit zu beobachten, so kann man sich auch in Indien des Eindrucks nicht erwehren, dass unabhängigen, gemeinnützigen NGO’s (Nicht-Regierungs-Organisationen) insbesondere dann, wenn Gelder aus dem Ausland damit verbunden sind, das Leben schwerer gemacht wird. Dem stimmten auch einige unserer Projektpartner fraglos zu. Am 27. Sept. widmete sich SWR2/Wissen dem Thema. Nachzuhören oder zu lesen unter: www.swr.de/swr2/wissen/indiens-ngos-in-not-regierung-verbietet-auslaendische-hilfsgelder-swr2-wissen-2022-09-27-100.html

Der enorme und langwierige Verwaltungsaufwand, den Antrag und Bewilligung zum Erhalt ausländischer Gelder nach dem Foreign Currency Regulation Act voraussetzen, konnte für zwei der unterstützten Schulen bisher dadurch vermieden werden, dass der Transfer für sie als offizielle ‚Branch-Schools‘ über die ebenfalls mit uns verbundene LAMDON-Model-Senior-Secondary-School in Leh (die dieses Zertifikat besitzt) stattfand.

Eine Novelle des FCRA-Gesetzes von Anfang 2021 verpflichtet alle indischen NGO’s nun,  für den Erhalt ausländischer Gelder ein eigens dafür bestimmtes Konto bei der STATE BANK of INDIA in der Hauptstadt Delhi zu führen.  Im Sommer 2021 teilte uns die LAMDON-School Leh zudem mit, dass sie aufgrund dieser Gesetzesnovelle nur noch Gelder für die eigene Verwendung auf diesem Konto empfangen dürfe.
Wir teilten dies der LOTSAVA-School sowie der Lamdon-JAMYANG-School mit und baten, für den künftig möglichen Transfer Sorge zu tragen. Davon ausgehend, dass die Schulen über solch gesetzliche Fakten der eigenen Regierung hinlänglich informiert sind und dringendes Eigeninteresse zur Neuregelung der Transfermöglichkeit besteht, fühlten wir uns nicht aufgefordert zu weiterem Nachfragen. Bei Anstehen der im Frühjahr üblichen Transfers der Patenschaftsgelder mussten wir jedoch feststellen, dass man die Dringlichkeit zur Regelung und die Konsequenz daraus nicht umgehend ernst genommen hatte.
Mit dem Risiko, dass die Banken die Auszahlung blockieren, sollten unsere Transfers an nicht FCRA-zertifizierte Empfänger und vorgeschriebene Konten erfolgen, war Überweisung wie bisher und damit unsicherer Verbleib der angewiesenen Gelder keine Option für uns. Dies teilten wir im Frühjahr 2022 beiden betroffenen Schulen mit. Übereinstimmend nahm in der Diskussion das Schulkomitee die Position ein, dass man als offizielle Branch-School (was ursprünglich nur die Übernahme von Schülern zum Weiterlernen in den Klassen 9 - 12 sichern sollte) auf die Berechtigung zum Geld-Transfer über die LAMDON-School bestehen sollte. Zu Besprechung und erhofften Lösungsansätzen vereinbarte der Verwaltungsleiter Mr. Morup eine gemeinsame Besprechung in der LAMDON-School nach Rückkehr in Leh.

LOTSAVA-School

Beim Fotografieren der Patenkinder der LOTSAVA-School am folgenden Tag - immer auch eine zusätzliche Vergewisserung des Schulbesuchs jedes unterstützten Kindes - wurden wir durch Nicht-Anwesenheit einer Schülerin und entsprechende Nachfrage darauf aufmerksam, dass dieses Mädchen seit Wiedereröffnung der Schule im Frühjahr die Schule nicht mehr besucht.

Auch die ‚Senior-Students‘ in der Govt.-High-School und Govt. Secondary-High-School am Ort, für die die LOTSAVA-School die Fortsetzung der Patenschaften verwaltet, wurden für den Nachmittag zu einem Treffen für Fotos und informativen Austausch der gegenseitigen Wünsche und Bedürfnisse in die Schule eingeladen. Die unterstützten ’Senior-Students‘  wurde erneut auf die Wichtigkeit hingewiesen, eigenständig mit ihren PatInnen in Verbindung zu bleiben und diese über ihre Ausbildung zu informieren, da dies die LOTSAVA-School nicht mehr regelmäßig initiieren oder durchführen kann. Für das Zusammensein mit den Kindern des Schulheimes war durch viele andere Dringlichkeiten in diesem Jahr leider nicht viel Zeit übrig. 21 Kinder leben derzeit zum Schulbesuch im angegliederten Wohnheim.

Auf den alljährlich während unseres Aufenthaltes durchgeführten ‚Annual-Parents-Day‘ mit viel Informationen über den Schulbetrieb und schülerische Leistungen für vor allem analphabetische Eltern, Auszeichnungen, Tanz und anderen Darbietungen durch die Kinder, sowie gemeinsamem Essen, wurde in diesem Sommer aufgrund des Todesfalles von Mr. Stobdan und der nach wie vor bestehenden Corona-Infektions-gefahr verzichtet.

Mit einem Zusammenkommen im kleineren Kreis von SchülerInnen, Lehrern und Schul-Organisatoren am Abend des 24. August, bei dem den Lehrern als Anerkennung für ihren engagierten Einsatz während der ‚schule-freien‘ Corona-Zeit ein kleiner Gehaltsbonus überreicht wurde, nahmen wir zusammen mit Dres. Elfi und Hans Ortinau und Dres. Leonie und Wolfgang Knupfer bei gemeinsamem Abendessen voneinander Abschied - nicht ohne dass auch uns allen besonderer Dank für unseren Einsätze ausgesprochen wurde.

Kurz vor Abreise hatten wir mit Freude noch die Ankunft aller 5 großen, von uns Wochen zuvor zugesandten Pakete mit Winterkleidung für Kinder und bedürftige Familien erleben dürfen.

Hilfseinsatzes von Dres. Elfi und Hans Ortinau

Wie zuvor erwähnt, nachstehend ein kurzer eigener Bericht ihres zahnärztlichen Hilfseinsatzes von Dres. Elfi und Hans Ortinau:

Im August leisteten wir unseren dritten Einsatz für das Dental Health Project in Timosgang. Der Empfang an der LOTSAVA-School war herzlich, doch durch unübliche Abwesenheit des gesamten Leitungs--komitees der Schule ein wenig befremdlich. Bei unserer anschließenden, für einen möglichst schnellen Behandlungsstart unverzüglich geplanten Inspektion der 3 Jahre brachliegenden Räume und Gerätschaften, wurden wir von einem strahlenden Schulkomitee in ebenso strahlend sauberen und funktionsfähig hergerichteten Praxis-Räumlichkeiten überrascht. Wir waren beeindruckt und sehr berührt.

Dass es ein besonderer Einsatz werden würde, war uns bewusst, lag doch die Anwesenheit eines zahnärztlichen Teams im Ort ebenfalls ganze 3 Jahre zurück. Leider galt diese Tatsache auch für die Anwesenheit einer Zahnbürste in vielen Kindermündern – mit den entsprechenden Folgen. So eine geballte Zerstörung – in vielen Fällen irreparabel- von Zahnsubstanz hatten wir trotz langjähriger Berufserfahrung nur sehr selten gesehen!

Schnell war klar, dass nur eine sehr gut organisierte und sehr effektive Arbeitsweise es uns ermöglichen würde, alle Schulkinder zu behandeln. Unseren beiden ladakhischen Helferinnen Diskit und Angmo
verdanken wir viel, sie halfen bei der Behandlung, führten Mundhygienekontrollen und Zahnputzübungen durch, dolmetschten, trösteten. Zusätzlich kamen viele Dorfbewohner zur Behandlung. Es war eine sehr arbeitsintensive Zeit.

Und dennoch konnten wir hin und wieder kurz in den ladakhischen Alltag eintauchen, sei es bei der Aprikosenernte, bei der Zubereitung von Momos zum Abendessen oder bei der Gewürzherstellung mit einer uralten Mühle. Dieses Teilhabendürfen war ein besonderes Geschenk, für das wir sehr dankbar sind. Wir vermissen die Timosganger schon jetzt und freuen uns auf unseren nächsten Aufenthalt dort!

Lamdon-JAMYANG-School im nahen Khaltse

Während des Aufenthaltes in Tingmosgam hatte ich zusammen mit Mr. Morup, dem Verwaltungsleiter der LOTSAVA-School, auch die unterstützte Lamdon-JAMYANG-School im nahen Khaltse besucht.
Mit der sehr engagierten, jungen Principal unterhielten wir uns über die schwierige Zeit während der Pandemie und aktuelle Herausforderungen im Betrieb der Schule.  Sie bedauerte sehr die Einschränkung unserer künftigen patenschaftlichen Unterstützung seit der Übernahme der Schulverwaltung durch die Ladakh-Buddhist-Association. Sie betonte ausdrücklich, dass dies eine Unterstützung ausschließlich der administrativen Funktion sei und keinerlei Einflussnahme auf Lehrinhalte oder Aufnahme von SchülerInnen beinhalte.

Die JAMYANG-School ist in gleicher Weise von den vorstehend geschilderten, neuen gesetzlichen Vorschriften zum Erhalt ausländischer finanzieller Unterstützung betroffen. Corona-bedingte Personal-Änderungen hatten dazu geführt, dass sie unsere frühzeitigen Informationen dazu nicht erhalten hatte und erst mit unserer erneuten, dringlichen Anfrage zum Transferzeitpunkt im Frühjahr 2022 darauf aufmerksam wurde.

Für zwei Möglichkeiten zur Regelung wolle sie sich sofort einsetzen: Gespräch mit der LAMDON-School Administration in Leh zur vorläufigen Fortsetzung der Weiterleitung wie bisher, sowie die Beantragung eines eigenen FCRA-Zertifikats für die JAMYANG-School. Vom Schulbetrieb und den Räumlichkeiten hatten wir einen überaus gut geregelten und gepflegten Eindruck. Auch hier blieb in diesem Jahr über das kurze Wiedersehen mit den unterstützten Kindern und die Fotos hinaus nicht viel Zeit für Begegnung mit ihnen und/oder den LehrerInnen.

Letzte Woche in Leh

Zurück in Leh im Serdung-Gästehaus unseres Projektpartners Mr. Norboo, Treffen zur Abschlussbesprechung vor ihrer Abreise mit Dres. Leonie und Wolfgang Knupfer über u.a.

  • Resultate der Inspektionen der verschiedenen Behandlungseinheiten
  • Aufgabenplan für die zahnärztliche Helferin Diskit Lhamo an den Schulen bis zum Frühjahr 2023
  • Klärung damit zusammenhängender Kosten für Durchführung und Materialbedarf
  • weitergehende Auslastung der Zahnstation Tingmosgam in 2023
  • Honorar zahnärztliche Assistenz Angmo in Tingmosgam.

In Kooperation mit unserem Projektpartner Mr. Norboo standen für die verbleibende Aufenthaltswoche noch die Besuche der LAMDON-School, der KUNFAN-School sowie mehrere Treffen zur Klärung von Patenschaften und Projektentwicklungen an.

Nach kurzem Besuch der LAMDON-Model-Senior-Secondary School in Leh zur Präsentation durch Arbeitsgruppen der Oberstufen-Schüler mit Ausbildungsschwerpunkt ‚Science‘ zum Thema Umweltschutz und globale Erwärmung kurz nach Ankunft in Ladakh, waren nun vor allem die SchülerInnen mit Patenschaften Schwerpunkt des Besuches.

Die überaus gute technische und  digitale Aufstellung dieser großen Schule, an die viele unserer patenschaftlich unterstützten Kinder nach Abschluss der 8. Klasse in den Bergdorfschulen zur Erlangung der Mittleren- oder Hochschulreife wechseln, hat hier manche der besonderen Herausforderungen während der Schulschließung 2020/21 ein wenig erleichtert. Unglaublich engagiert war dennoch auch hier der Einsatz von LehrerInnen und Schulleitung zur Vermeidung von allzu schwerwiegenden Nachteilen im Lernfortschritt der Kinder.

Unklarheiten bezüglich einiger Patenschaften nach Abgang oder Schulwechsel konnten schnell und problemlos geklärt werden. Das Zusammentreffen mit den Patenkindern ließ mich das eine und andere Mal irritiert ein zweites Mal hinschauen wenn (nach letztem möglichen Treffen in 2019) vor mir nicht die erinnerten kleinen Kinder standen, sondern selbstbewusste Jugendliche.

KUNFAN-School

Mit eines der schönsten Ereignisse war, die Begeisterung der Kinder, LehrerInnen, Schulorganisatoren und sonstigen Helfer der KUNFAN-School in Räumen des ersten neuen Gebäudes auf dem Areal des geplanten KUNFAN-Schulzentrums zu erleben. Gut nachvollziehbar nach so langer Wartezeit darauf in den extrem beengten, zum Teil baufälligen Räumlichkeiten der bisherigen Schule.

Zahlreiche Hindernisse, die jedoch überwiegend nicht durch die Organisatoren zu vertreten waren, hatten zu langen, zeitlichen Verzögerungen geführt und das Durchhaltevermögen herausgefordert. Individuell eingeklagte Eigentumsansprüche an dem durch die Regierung zur Verfügung gestellten Schulgrundstück, die bis zur letzten Instanz gerichtlich abgewiesen wurden (wir berichteten wiederholt darüber), sowie die Jahre der Pandemie, in denen Arbeitskräfte fehlten, zählten zu den wesentlichen Ursachen.

Von einer öffentlichen Bezugs- und Einweihungsfeier mit Schülerinnen und Eltern, die neben der Information der Familien des Stadtteils auch dem Dank an alle Unterstützer gewidmet werden sollte, hat man wegen der aktuell noch nicht auszuschließenden Infektionsgefahr Abstand genommen. Sie soll in 2023 nachgeholt werden.

Ganz ausdrücklich bat man uns, den vielen und großzügigen Unterstützern unseres Vereins, ohne die das ganze Projekt nicht möglich geworden wäre, ihren Dank und ihre Freude zu übermitteln.

Auch wir, obwohl nah an allem Geschehen, müssen uns bei solchem Anlass immer wieder mal in Erinnerung rufen, dass, obwohl wir gefühlt  ‚alles ja für die Menschen in Ladakh‘ machen - die meisten unserer Projektpartner und Organisatoren eines solch ‚wuchtigen‘ Projektes dies ebenfalls ehrenamtlich tun, jeder einzelne neben Familie und Beruf. Und dass es wichtig ist, auch sie - ohne deren Engagement und Verlässlichkeit auch unser Einsatz kaum möglich wäre -  um unsere Bewunderung und Wertschätzung für einen derart engagierten Einsatz wissen zu lassen. Dies erstreckt sich bis auf den Bauunternehmer Mr. Rigzin, der als Mitglied des Schul-Organisations-Komitees neben der Herrichtung des Grundstücks die gesamte Baumaßnahme zum Selbstkostenpreis durchführte und die Arbeiten auch dann bestmöglichst fortsetzte, wenn die Schule mit vereinbarten Zahlungen im Rückstand war.

Der weitere Aufenthalt in der Schule widmete sich sehr sachbezogen der Klärung der Patenschaften und dem weiteren Auf- und Ausbau der Schule. Da unser 2001 festgelegter Patenschaftsbetrag von 250,-- € für SchülerInnen bedürftiger oder mittelloser Familien nach 20 Jahren den jährlichen Bedarf  kaum noch abdeckt - wir ihn zu Gunsten dieser Unterstützungsmöglichkeit für viele PatInnen hier bisher nicht erhöhen wollten - schlug unser Projektpartner Mr. Norboo vor, unseren patenschaftlichen Unterstützern die faktische Situation, dass der aktuelle Patenschaftsbetrag nurmehr ca. 75 % des Bedarf deckt, mitzuteilen. Sein Vorschlag hierzu war, diesen Fehlbetrag  in Höhe von ca. 25% der Schulkosten seitens der Schule den Eltern aufzuerlegen - diese somit künftig nicht gänzlich aus der Verantwortung für die Ausbildung ihrer Kinder zu entlassen.

Eine Regelung, mit Ausnahmen in besonderem Härtefall, der wir gut zustimmen konnten. Die (hoffentlich erfolgreiche) Umsetzbarkeit werden wir uns nach angemessenem Zeitraum gemeinsam anschauen.

Im neuen Schulgebäude war alles noch ein wenig provisorisch, es fehlt an Vielem, aber die überall wahrnehmbare Freude über ausreichend Platz in hellen, freundlichen Räumen zum Lernen und Lehren schien das bei unserem Besuch im August wettzumachen. Wir werden uns bemühen, bei weiterer Einrichtung und Ausstattung zu unterstützen.

Die dringliche Errichtung eines Toiletten-Häuschen nahe des neuen Gebäudes soll noch in diesem Jahr erfolgen. Hierzu war von staatlicher Seite Unterstützung versprochen. Auch eine Umfassungsmauer soll baldmöglichst zum Schutz des Schulgeländes um das Areal herum entstehen. Beantragt war auch die Änderung des bisherigen Schulnamens, der sich für ladakhische Ohren  wohl ein wenig rückständig/unzeitgemäß anhört. Man bat auch uns um Beteiligung bei der Abstimmung unter verschiedenen Namensvorschlägen. Eindeutiger Favorit ist wohl ‚HIMALAYAN-INTERNATIONAL-SCHOOL LADAKH‘.

Kurz vor Fertigstellung unseres Berichtes erfuhren wir, dass dieser neue Name gerade durch die Behörden genehmigt wurde.

LAMDON-Model-Senior-Secondary-School

Bei unserem Besuch der LAMDON-Model-Senior-Secondary-School in Leh waren neben dem Kontakt mit den Patenkindern der Klärung von Abgängen und Neuaufnahmen während  oder nach der coronabedingten Schulschließung,  Transfer und Weiterleitung von Patenschaftsgeldern an die unterstützten Zweigschulen in Tingmosgam und Khaltse ein zentraler Diskussionspunkt. Nach Ansicht der Schulverwaltung untersagt die neue FCRA-Maßgabe (wie vorstehend erläutert) der Zentralregierung in Delhi dies. Argumentativ begleitet von Mr. Morup (LOTSAVA-School) und Mr. Norboo (KUNFAN-School und ehemaliger Präsident der LAMDON-Society) einigte man sich darauf, dass die LAMDON-Society weiterhin für unsere Transfers und Weiterleitung an die Branch-Schools zu Verfügung steht, dies jedoch ausschließlich für Patenschaftsgelder zum Schulbesuch.

Man nahm es mit großer Erleichterung zur Kenntnis, da es als Möglichkeit für dieses Jahr auch Zeit einräumt zum Einrichten eigenständiger Lösungen.

Die letzten Tage

Nach diversen kurzen Zusammentreffen in den letzten Tagen zu abschließenden Klärungen, zur Übergabe von Unterlagen, zum Fotografieren ‚fehlender‘ Patenkinder oder ganz schlicht zum letzten Abschiednehmen, war nach energieforderndem Arbeitseinsatz der vergangenen Wochen Anfang September die Rückreise angesagt.

Auf das ‚Auflaufen‘ in Delhi wegen eines Pilotenstreiks bei der gewählten Fluggesellschaft, die sich entgegen allen internationalen Standards und Verpflichtungen jeglicher Unterstützung und Kontakthaltung zu alternativer Rückreisemöglichkeit entzog, hätte ich dann gern verzichtet. Der sachkundige und energische Hilfseinsatz von Col. S.S. Singh - unserem Projektpartner an der JOYBELLS-School - ermöglichte mir mitten in der Nacht des gecancelten Abflugs eine sichere Unterkunft in Delhi und 4 Tage nach Abreise aus Ladakh eine wohlbehaltene Ankunft zu Hause.

Von einem nach dem Ladakhaufenthalt früher oft angeschlossenen Besuch der JOYBELLS-School nahe Dehradun, der nach Flug-Ankunft in Delhi Übernachtung und eine fast 7-stündige Zugfahrt am Folgetag erfordert, hatte ich in Anbetracht des immer noch existierenden Corona-Infektionsrisikos Abstand genommen. Die übersichtliche Situation an der Schule, mit der auch Dr. Andreas Grützner als Verantwortlicher für die Zahngesundheit in gutem Austausch ist, ließ eine dringliche Notwendigkeit für die Reise dorthin zu diesem Zeitpunkt auch nicht erkennen.

Rückblickend war es trotz aller Erschwernisse gut und wichtig, den Aufenthalt zur Projektebetreuung in Ladakh zum gewählten Zeitpunkt durchgeführt zu haben. Umfangreiche Änderungen haben sich in den Jahren 2020, 2021 und 2022 für viele Patenschaften ergeben, die in manchen Fällen erst vor Ort definitiv geklärt werden konnten.

Dort, wie auch hier gleichermaßen, war im Alltag immer noch etwas zu spüren von der Erschütterung der Strukturen, die die Corona-Pandemie in den vergangenen Jahren mit sich brachte und von einem fragil gewordenen Selbstverständnis im Umgang mit vielem Alltäglichen. Erfreulich blieb, wie in allen unterstützten Projekten auch über eine schwierige Zeit hinweg, wo persönliche Begegnung nicht möglich war, viel Energie mobilisiert wurde für Beständigkeit und weiteres Wachsen.

Karlsruhe, den 26.11.2022